Rezension: Historische Bildquellen. Eine Handreichung für Ortschronisten (Iris Berndt, 2024)

Iris Berndt:
Historische Bildquellen (2024)
Eine Handreichung für Ortschronisten

Gerd-Christian Th. Treutler (Falkensee)

Berndt, Iris: Historische Bildquellen. Eine Handreichung für Ortschronisten (Arbeiten zur Brandenburgischen Orts- und Regionalgeschichte 1), Potsdam 2024.

Format A5, Paperback, 75 Seiten, zahlreiche, teils farbige Grafiken und Fotos, Einführung zum Reihenstart, Universitätsverlag Potsdam, ISBN 978-3-86956-586-6, E-Book kostenfrei, Printausgabe 11,00 Euro, Bezug bei Universitätsverlag und der Brandenburgischen Historischen Kommission e.V., https://shop.verlag.uni-potsdam.de/shop/historische-bildquellen/ (05.05.2025)

Jedem Familien-, Orts- und Regionalgeschichtsforscher sind im Rahmen seiner Arbeit bereits vielfältige Fragen aufgekommen, zu denen er gern einen kompetenten Ansprechpartner hätte, der sich mit diesen Anliegen beschäftigt.

Seit dem 1. Mai 2023 gibt es einen solchen in Form der Beratungsstelle für ehrenamtliche Geschichtsarbeit, angesiedelt bei der Historischen Kommission für Brandenburg e.V. (BrHiKo). Sein Name ist Dr. Mario Huth, welcher gemeinsam mit dem Vorsitzenden der BrHiKo Prof. Dr. Klaus Neitmann, auch die Einleitung zu dem ersten Band der Arbeiten zur Brandenburgischen Orts- und Regionalgeschichte verfasst hat. Diese Reihe soll ein Kompendium von Handreichungen für ehrenamtliche Geschichtsarbeit einerseits und Publikationsmedium für deren Forschungen andererseits werden.

Insoweit sei dem Rezensenten erlaubt, hier gesondert auf die Einführung in die neue Reihe einzugehen, bevor er sich dem eigentlichen Inhalt widmet.

Huth und Neitmann als Herausgeber der Reihe stellen völlig zu Recht klar, dass „angesichts der nur schwach institutionalisierten akademischen Landesgeschichtsforschung“ […] „die Erforschung der brandenburgischen Landes-, Regional- und Ortsgeschichte und die Vermittlung der erzielten Ergebnisse […] im Land Brandenburg weitgehend in der Hand der auf diesen Feldern ehrenamtlich tätigen Kräfte“ liegen. Wenn jedoch neben den Geschichts- und Heimatvereinen, Ortschronisten und zivilgesellschaftlichen Initiativen als allgemeine Träger dieser Forschung nur die Landesgeschichtliche Vereinigung für die Mark Brandenburg e.V. als einzige Gesellschaft genannt wird, die die brandenburgische „Landesgeschichte in ihrer den gesamten Raum und alle Epochen umfassenden Gesamtheit“ behandelt, so ist dies angesichts des Engagements des anderen landesweiten Geschichtsvereins, nämlich der Brandenburgischen Genealogischen Gesellschaft „Roter Adler“ e.V. (BGG), dem Verein für Personen-, Familien- und Regionalgeschichte des Landes und der historischen Mark Brandenburg, wenig hilfreich, zumal gerade die BGG sich als Partner der Beratungsstelle seit deren Bestehen aktiv engagiert. Gerade hier sollte die Zusammenarbeit und Vernetzung aller daran Interessierten im Vordergrund stehen und auf eine gleichberechtigte Teilhabe großer Wert gelegt werden. Insoweit verstört auch die Zielrichtung der angestrebten Publikationsreihe „von Heimatforschern für Heimatforscher“ und „von Wissenschaftlern für Heimatforscher“. Warum können die Forschungsergebnisse von Heimatforschern nicht auch für Wissenschaftler bedeutsam sein? Ist dies nicht, gerade angesichts des zu Recht beklagten Zustandes einer akademischen landesgeschichtlichen Forschung, die zuletzt sogar den universitären Lehrstuhl für Landesgeschichte aufgelöst hat, nachgerade eine Notwendigkeit, um überhaupt noch regional- und mikrohistorische Forschung zu betreiben und diese somit auch den interessierten akademischen Institutionen zu erschließen?

Nun aber zum eigentlichen Inhalt des Bandes, welchen die profunde brandenburgische Kunsthistorikerin Dr. Iris Berndt den historischen Bildquellen, ihrer Auffindung, Datierung und Interpretation widmet. Die Handreichung ist in einen allgemeinen und speziellen Teil gegliedert. Ersterer liefert das Handwerkszeug, letzterer zeigt an konkreten Beispielen deren Nutzung auf.

Neben der eigentlichen Bearbeitung der Bildquellen vergisst die Autorin nicht, Tipps und Quellen zur Beschaffung geeigneten Bildmaterials zu benennen und auf die damit verbundenen rechtlichen Fragen hinzuweisen, die bei Veröffentlichungen stets sorgsam zu beachten sind, will man nicht durch Streitfälle die Freude an der Arbeit verlieren oder gar auf eine gelungene Illustration seiner Arbeit verzichten.

In den konkreten Anwendungsbeispielen schlägt die Autorin den Bogen von frühneuzeitlichen Grafiken und Gemälden bis zur Gebrauchsgrafik des 20. Jh. und spart auch nicht an einem Exkurs in die Nutzung von Fotografien. Als besonders hilfreich und prägnant erschienen dem Rezensenten die in dem Kapitel „Standards für die Bildpublikation“ an die Hand gegebenen 5 W-Fragen. „Wer fertigte wann, wo, wie und warum das Bild?“. Ist man in der Lage, hierauf belegte Antworten zu geben, hat man in der Regel auch die Voraussetzungen, um die Illustration richtig zu interpretieren, also Quellenkritik zu üben, und einzusetzen, aber auch die Bildrechte sicher zu bestimmen.

Wenn die Autorin als ein Ziel ihrer Arbeit angibt, sie „möchte Mut machen zur vertieften Nutzung von […] Bildern in der historischen Arbeit“, so erscheint dies für den Adressatenkreis vollauf gelungen. Vergleichbares auf den 17 Seiten des allgemeinen Teils kompakt zusammengefasst und im speziellen Teil auf 40 Seiten am Beispiel erklärt, dürfte seinesgleichen suchen.

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