Wissen, worüber man stolpert

Brandenburg legt eine Datenbank zu den Mini-Denkmälern für Naziopfer an

Paul Wallich interessierte sich für Philosophie und begeisterte sich fürs Segeln. Wie sein Vater Hermann, der 1870 zu den ersten Chefs der Deutschen Bank zählte, arbeitete auch Paul Wallich als Bankier. Für die Nazis war er einfach nur Jude. Dabei trat bereits seine Mutter zum evangelischen Glauben über und auch Paul Wallich fühlte sich als Christ – und als Deutscher. Er hielt bewusst Abstand zu jüdischen Kreisen. Für die Faschisten spielte das keine Rolle. Sie stuften ihn nach ihren berüchtigten Rassegesetzen ein. Verzweifelt stürzte sich Wallich 1939 von der Kölner Hohenzollernbrücke in den Tod. Er lebte zuvor in der Potsdamer Villa Schöningen, die er von seinen Eltern geerbt hatte. Vor der Villa wurde im Mai 2013 ein Stolperstein verlegt, um an das Naziopfer Paul Wallich zu erinnern.

Das ist einer von mittlerweile 1109 Stolpersteinen, die der Künstler Gunter Demnig verteilt über das Land Brandenburg im Laufe der Jahre zumeist eigenhändig verlegt hat. Vor wenigen Tagen schaltete das hiesige Aktionsbündnis gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit eine Internetseite frei, auf der sich anhand einer Karte und einer Liste all diese Stolpersteine finden.

Die Datenbank erlaube einen persönlichen Blick auf die Geschichte, würdigt Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD) das Projekt. »Dies gelingt mit zusätzlich präsentierten Dokumenten aus Archivbeständen, auf die wir dank der Homepage viel leichter Zugriff haben werden.« Das Projekt gegen das Vergessen verdeutliche, wie »Antisemitismus und Rassismus eine ganze Gesellschaft radikalisierten und zu unvorstellbaren Gräueltaten führten«.

Quelle:
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1145479.wissen-worueber-man-stolpert.html

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