Das Toleranzedikt von 1685 in neuer Übersetzung

Im Jahr 1685 veröffentlichte der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm das Toleranzedikt von Potsdam. Es beleuchtet einen Wendepunkt in der Geschichte Brandenburgs. Verfolgte französische Hugenotten durften sich im lutherischen Preußen niederlassen und ein neues Leben beginnen. Mehr als drei Jahrhunderte später haben eine Berliner Studentin und ihr Professor das historische Dokument sprachlich aufbereitet und ins heutige Deutsch übertragen.

Emily Krüger von der Freien Universität Berlin arbeitete gemeinsam mit dem Historiker Alexander Schunka daran, die schwer verständliche Amtssprache des 17. Jahrhunderts in eine moderne Form zu bringen. Ziel des Projektes war es, die Gedanken des Großen Kurfürsten und die Bedeutung seines Erlasses für das heutige Publikum nachvollziehbar zu machen.

Das Edikt war ein Aufruf an die Hugenotten, die in Frankreich wegen ihres Glaubens verfolgt wurden, in Brandenburg eine neue Heimat zu finden. Den Geflüchteten wurden Privilegien zugesichert, darunter Religionsfreiheit und Steuerbefreiung oder andere wirtschaftliche Vorteilen. In der Realität erwiesen sich viele dieser Versprechen jedoch als schwer umsetzbar. Die finanziellen Mittel waren begrenzt und nicht alle Zusagen konnten eingehalten werden. Unter den Nachfolgern des Großen Kurfürsten wurden zahlreiche Sonderrechte wieder eingeschränkt oder aufgehoben.

Die Hugenotten trugen maßgeblich zur wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung Brandenburgs bei und hinterließen bleibende Spuren. Im Hugenotten Museum in Berlin ist das Edikt heute groß an der Wand zu sehen, auch in der modernen Übersetzung.

Quelle: Märkische Allgemein Zeitung, Artikel „Wir Thun kund“ vom 07.10.25

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