Exkursion nach Luckau 11. Oktober 2025 – Kooperation mit Heimatverein Luckau vereinbart
Wolfgang Bauch, wolfgang.bauch@bggroteradler.de
Nachdem wir im vergangenen Jahr Spremberg erkundet haben, führte uns die diesjährige Exkursion am Samstag, dem 11. Oktober nach Luckau und damit wiederum in die Niederlausitz.
Luckau war im Mittelalter und bis zum 19. Jahrhundert ein bedeutendes politisches, kulturelles und wirtschaftliches Zentrum der Niederlausitz.
Als Veranstalter hat uns der große Zuspruch gefreut, mit 30 Teilnehmern waren wir bereits frühzeitig ausgebucht. Wir trafen uns an der Touristinformation, dem vormaligen Kutscherhaus, das heute zugleich als Eingang zur Kulturkirche dient. Hier startete unsere Stadtführung, für die wir Frau Tuček gewinnen konnten. 1973 übernahm sie die Leitung des damaligen Heimatmuseums, das seit 2001 den Namen Niederlausitz-Museum trägt und das sie bis 2016 leitete. Sie engagiert sich im Heimatverein Luckau und ist Redakteurin des Luckauer Heimatkalenders.
Am Kutscherhaus lenkte Frau Tuček unsere Aufmerksamkeit auf das dort angebrachte Familienwappen von Curt Freiherr von Manteuffel (1866-1926), der einer breitgefächerten Familie des Uradels zuzurechnen ist.[1] Von 1896 bis zum seinem Tod im Jahre 1926 war er Landrat des Kreises Luckau. Das Kutscherhaus war in seiner Amtszeit gebaut worden war. Landrat Curt Freiherr von Manteuffel ist nicht nur die Gründung des Kreisheimatmuseums Luckau im Jahre 1912 zu verdanken, er machte sich auch darüber hinaus um die Erforschung und Bewahrung der Heimatgeschichte verdient.
Ein Glücksfall für den Kreis Luckau war, dass Landrat Manteuffel 1908 in Kontakt mit dem renommierten Sorabisten Ernst Mucke (Arnošt Muka, 1854-1932) kam. Auf dessen Anregung entschloss sich der Landrat, „in seinem Amtsbereich alles für die Heimatkunde Wichtige, ehe es zu spät würde, sammeln und bearbeiten zu lassen.“[2] Die Auswertung der daraufhin an die Gemeindevorstände und Gutsvorsteher des Kreises verschickten Fragebögen floss in die kriegsbedingt erst 1918 erschienen „Bausteine zur Heimatkunde des Luckauer Kreises“ ein. Um das Werk mit einem Umfang von ca. 650 Seiten, darunter viele Fotos, sonstige Abbildungen und eine Kreiskarte kann man den Kreis Luckau nur beneiden. Dank Mucke wurden neben den deutschen auch die niedersorbischen/wendischen Wurzeln insbesondere in Form von Personen-, Orts- und Flurnamen festgehalten. Deutsche und wendische Personen- und Flurnamen hat Mucke gedeutet und kategorisiert. Eine Dokumentation wie Muckes „Bausteine zur Heimatkunde des Luckauer Kreises“ gibt es meines Erachtens für keinen anderen Kreis in vormals sorbischen Siedlungsgebieten.[3] Dies wäre ohne die Unterstützung durch Manteuffel als „eifriger Förderer heimatkundlicher Forschung“[4] auch kraft seines Amtes als Landrat nicht möglich gewesen.
Bei so viel sorbischer Geschichte kann es dann nicht wirklich überraschen, dass auch der Name der Stadt Luckau sorbischen Ursprungs ist.[5]
Frau Tuček führte uns durch die wunderschöne und in seltener Vollständigkeit erhaltene Altstadt von Luckau. Dabei war bedingt durch den zeitlichen Rahmen nur ein kleiner, indes von profunder Sachkunde getragener Überblick möglich.
Vom Markt mit Georgenkapelle und Hausmannsturm ging es zur Sankt-Nikolai-Kirche, die zu den bedeutenden gotischen Hallenkirchen auf dem Gebiet des heutigen Brandenburg zählt. Wer die Kirche bis dahin nicht kannte, war von der prachtvollen Ausstattung überrascht, ja überwältigt.
Noch unter dem Eindruck des Gesehenen und Gehörten stehend ging es zum Mittagessen in den historischen Ratskeller, den man mit gutem Gewissen nicht nur aus kulinarischen Gründen empfehlen kann. Hier gilt unser Dank für die tolle Bewirtung Herrn Herrmann und seinem Team.
Nach der Mittagspause machte uns Frau Gadomski, seit 2017 Leiterin des Niederlausitz-Museums Luckau, mit der Geschichte des Hauses in der Kulturkirche sowie den Dauerausstellungen „Luckau – Tor zur Niederlausitz. Mensch, Kultur, Natur.“ und „Im Knast. Strafvollzug und Haftalltag in Luckau, 1747-2005“ vertraut.
Die heutige Kulturkirche geht auf das 1291 gestiftete Dominikanerkloster zurück. Nach der Reformation ging es in das Eigentum der Stadt Luckau über, die es seit 1747 als Zucht- und Armenhaus nutzte. 1871 übernahm der preußische Staat die Haftanstalt, die in der weiteren Folge deutlich erweitert wurde. In diesem Zusammenhang wurde ein Teil der vormaligen Klosterkirche zu Hafträumen umgebaut. Zu den prominenten Häftlingen gehörte Karl Liebknecht, der von 1916 bis 1918 in Luckau inhaftiert war.[6]
Von 1945 bis 1950 wurden Teile des Komplexes als Haft- und Folterstätte vom sowjetischen Gemeindienst NKWD genutzt. Von 1950 bis 1990 diente das Kloster als Strafvollzugsanstalt (StVA), in der DDR in die Zuständigkeit des Innenministeriums fallend. Von 1991 bis 2005 wurde das Gefängnis weiter als Justizvollzugsanstalt betrieben. Im Jahr 2006 erwarb die Stadt Luckau die Klosterkirche und baute sie zur Kulturkirche um. Kulturkirche mit Kutscherhaus sind ein herausragendes Beispiel der Sanierung in der Stadt Luckau.
Nach so viel Geschichte klang unser Ausflug bei Kaffee und Kuchen sowie mit vielen guten Gesprächen zwischen unseren Mitgliedern, Vertretern des Museums und des Heimatvereins Luckau aus. Dank gilt hier auch unseren Mitgliedern Martina Nickel und Annika Franke, die unsere Kaffeetafel durch selbstgebackenen Kuchen bereichert haben.
Unser besonderer Dank gilt Frau Gadomski und Frau Tuček. Ihre engagierte Unterstützung bei der Vorbereitung und Durchführung hat maßgeblich zum Gelingen unserer Exkursion beigetragen.
Bereits wenige Tage nach der Exkursion und noch unter ihrem Eindruck stehend wurde eine Kooperationsvereinbarung zwischen dem Heimatverein Luckau und der Brandenburgischen Genealogischen Gesellschaft (BGG) von den Vorständen beider Vereine gebilligt und unterschrieben. Die vereinbarte gegenseitige Mitgliedschaft gibt den Rahmen für die Zusammenarbeit auf den Gebieten der Personen-, Familien- und Regionalgeschichtsforschung. Ideen für erste Projekte waren bereits im produktiven Dialog am Rande unserer Exkursion entstanden. Wir freuen uns auf eine fruchtbringende Zusammenarbeit zum gegenseitigen Nutzen.
[1] Vgl. Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Manteuffel#cite_note-5 (13.10.2025).
[2] Vgl. Mucke, Ernst (Muka, Arnošt): Bausteine zur Heimatkunde des Luckauer Kreises. Luckau 1918. „Im Auftrage des Kreisausschusses des Luckauer Kreises gesammelt, bearbeitet und herausgegeben von Studienrat Prof. Dr. E. Mucke“. Online abrufbar unter https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/199713/1/ (16.10.2025).
[3] Bei der Interpretation insbesondere der Personennamen stellen die Forschungen von Prof. Dr. Walter Wenzel (1929-2025) den aktuellen Stand der Wissenschaft dar. Er ist immer wieder zu anderen Deutungen wie Mucke gekommen, was dessen Verdienste jedoch nicht im Geringsten schmälert.
[4] Vgl. Mucke, Ernst (Muka, Arnošt): Bausteine zur Heimatkunde des Luckauer Kreises. Luckau 1918, dem Vorwort vorangestellte Widmung.
[5] Walter Wenzel tendiert zur Ableitung von Łukow (altniedersorbisch) als Siedlung an einer Flusskrümmung. Vgl. Wenzel, Walter: Niederlausitzer Ortsnamenbuch, Domowina-Verlag Bautzen 2006, S. 79. Gut passen könnte nach Meinung des Autors aber auch die Herleitung von ług, einer sumpfiger Feuchtwiese.
[6] Karl Liebknecht wurde 1871 geboren und 1919 ermordet. Sein Denkmal in Luckau hat heute seinen Platz an der Stadtmauer in der Nähe seiner Haftstätte gefunden.